Treffen von Kordula Kovac und der Frauenunion mit Oberbürgermeister Toni Vetrano
Kehl, die Stadt, die im Westen Baden-Württembergs am Rhein, gegenüber von Straßburg liegt, hat ein besonderer Bezug zu Flüchtlingen, denn die Kehler waren in der jüngsten Geschichte selbst auf der Flucht.
Kehl lag in der sogenannten „Roten Zone“ am Westwall, die bei Kriegsausbruch geräumt wurde. In der Nacht vom 3. auf den 4. September 1939 wurde die Bevölkerung mit Sonderzügen in den Schwarzwald evakuiert und durfte erst nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen zurückkehren. Kehl wurde dann ein Vorort von Straßburg. Dies blieb auch nach dem Ende der Zeit des Nationalsozialismus erhalten. Erst 1953 kam Kehl wieder frei und gehört seither zum Regierungsbezirk Südbaden innerhalb Baden-Württembergs.
Vor diesem Hintergrund wollte die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac, die Vorsitzende der FU Südbaden Helga Gund und die FU Vorsitzende in Kehl Sabine Denz von Bürgermeister Toni Vetrano erfahren, wie die Kehler mit den Flüchtlingen umgehen, denn Kovac und die FU beschäftigen sich schon länger mit Flüchtlingsfragen und Integration.
„In Kehl kann man mit dem Zuzug von Fremden gut umgehen“, erklärte Toni Vetrano.
Schon jetzt habe man in der Stadt einen Hohen Migrationsanteil. Menschen aus über 100 Nationen leben in der Kleinstadt am Rhein.
Während das Landratsamt zentrale Unterbringungen bevorzugt, spricht sich Vetrano für dezentrale Unterbringung aus.
„So entsteht eher ein Kontakt zur Bevölkerung, die sehr aufgeschlossen und sehr hilfsbereit ist“, freut sich Vetrano, der mit bis zu 120 Flüchtlingen rechnet. Im Moment gibt es 56 Flüchtlinge die in 10 Wohnungen dezentral untergebracht sind.
„Kinder gehören von Anfang an in den Kindergarten und in die Schule dann geht die Integration von alleine“, so Vetrano.
Kordula Kovac hob die Arbeit der vielen bis zu 80 % Ehrenamtlichen hervor. Ohne sie wäre die Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlingsströme nicht zu bewältigen.
Sie unterstütze die jetzt beschlossene Gesetzesänderung wonach Flüchtlinge bereits nach 14 Monaten Aufenthalt arbeiten dürfen und nicht erst nach 4 Jahren. Eine Relativierung sei je nach Bundesland möglich. Denn im Norden herrscht ein anderer Arbeitsmarkt als im Süden.
„Es kommen Menschen mit unterschiedliche Kulturen und aus unterschiedlichen Motiven, die man erkennen muss“, erklärte Vetrano.
Ein Problem sind die sogenannten unbegleiteten Jugendlichen, die sich alleine auf den Weg gemacht haben und auch in Kehl stranden. Sie werden von der Jugendhilfe aufgefangen. Wobei oft nur über eine Röntgenaufnahme der Hand das wirkliche Alter festzustellen ist. Unter 18 jährige werden wie Kinder aufgenommen und haben einen besseren Status, deshalb geben viel ihr wirkliches Alter nicht an.
„Man darf bei allem nie das Menschliche vergessen“, plädierte Vetrano dafür, nicht alles nur Durch die Verwaltungsgesichtspunkten zu sehen.
„Wir geben den Flüchtlingen, aber sie wollen sich auch bei uns Bedanken und sich nützlich machen, umso unsere Hilfe wieder zurückzugeben“, gab Vetrano seine Erfahrungen aus der Vergangenheit wider.
„Es braucht auch hier, wie überall mutige Menschen, die weiterhin mithelfen“, ergänzte Kovac.
„Denn eine gelungen Flüchtlingshilfe und Integration ist die beste Investition in die Zukunft.“