„In ein Erwachsenenhospiz geht man zum Sterben, dort hält man sich für etwa zwei bis drei Wochen auf“, erklärte Sabine Kraft, „dies ist bei Kinderhospizen häufig anders.
Bei der letzten Bezirksvorstandssitzung der Frauenunion Südbaden referierte die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Kinderhospiz e.V. Sabine Kraft über die Tätigkeit und Bedeutung der Kinderhospize.
„In ein Erwachsenenhospiz geht man zum Sterben, dort hält man sich für etwa zwei bis drei Wochen auf“, erklärte Sabine Kraft, „dies ist bei Kinderhospizen häufig anders.
Wir nehmen die ganzen Familien auf und teilweise erholen sich die Kinder bei uns so sehr, dass sie wieder für einige Zeit nach Hause können“, so Kraft.
In Deutschland gebe es ungefähr 40.000 Kinder, die die Hilfe von Kinderhospizen benötigen. Kinder, die die Hilfe von Kinderhospizen brauchen, sind oft an sehr seltenen Krankheiten erkrankt. In Deutschland gibt es 13 stationäre Kinderhospize mit jeweils 8-16 Plätzen. „In Baden-Württemberg gibt es bisher kein Kinderhospiz“, erklärte Kraft.
„Unsere Hospize begleiten die Familien auch nach dem Tod des Kindes. Sie begleiten die Beerdigung, die Trauerzeit und manche Familien noch jahrelang.“
Ohne spezielle Kinderhospize sei es oft so, dass die Eltern sich überfordert fühlen und ihr Kind ins Krankenhaus geben. Ärzte seien gesetzlich dazu verpflichtet wiederzubeleben und Leben zu erhalten. Bei einem Kind traue sich kein Arzt, sich dem zu widersetzen.
„So wird ein würdiges Sterben oft verhindert“, bedauerte Kraft. Die Aufgabe des Kinderhospizes sei es, auch ein würdiges Sterben für Kinder zu ermöglichen.
„Kinder wissen meist, dass sie nicht lange leben werden. Aber sie können nicht loslassen, wenn ihr Umfeld nicht loslässt.“
Hospize nehmen die Familien aus dem Klinikumfeld heraus und helfen, Abschied zu nehmen und die Lebensqualität zu verbessern.
„Ernährung am Lebensende ist eine Qual, wenn der Sterbende nicht mehr essen will. Aber wer hört schon auf ein Kind zu ernähren?“, erklärte Kraft.
In solchen schwierigen Phasen sei die Hilfe von Fachkräften aus Kinderhospizen nötig.
Ein großes Problem von Kinderhospizen sei jedoch die Finanzierung.
„Die Krankenkassen bezahlen nur für den Platz des Kindes, nicht für die restliche Familie. Aber niemand lässt sein Kind alleine im Hospiz, die Eltern müssen mit“, erklärte Kraft. „Auch die Trauerbegleitung nach dem Tod wird nicht finanziert.“
Die Kinderhospize seien sehr auf Spenden angewiesen und finanzieren 50% ihrer Kosten über Spenden.
„Hier sollte dringend etwas geändert werden. Die Krankenkassen müssen unsere Arbeit mehr unterstützen. Zwar beschäftigt sich die Politik aktuell vermehrt mit Hospizarbeit, jedoch müssen auch die Kinder mehr in den politischen Fokus gerückt werden“, forderte Kraft.
Helga Gund, Bezirksvorsitzende der Frauenunion Südbaden, bedankte sich für den interessanten Vortrag von Sabine Kraft. „Kinderhospize leisten eine sehr wichtige Arbeit. Wir werden versuchen, Sie in ihrem Vorhaben, die Finanzierung zu verbessern, politisch zu unterstützen“, versprach sie der Bundesgeschäftsführerin. Nach dem Vortrag der Geschäftsführerin beschloss der Bezirksvorstand der Frauenunion, dass er sich außerdem für die Einrichtung eines Kinderhospizes in Baden-Württemberg einsetzen wird.